Toleranz

Es ist normal, anders zu sein

„Toleranz“, ein großes Wort, oft geführt und gebraucht, noch mehr eingefordert, doch wie sieht es aus, mit der „Toleranz“, besonders im Alltag? Wie gehen wir, die vermeintlich „normalen“ Menschen mit Menschen um, die auf der einen oder anderen Art und Weise „anders“ sind? Seit nunmehr 20 Jahren gibt es in unserem Landkreis und im Nachbarlandkreis OSL das Schulprojekt „Toleranz durch Dialog“. Mit im Boot sind das staatliche Schulamt Cottbus, die Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz und der Verein „G3“. Ziel ist es, Kindern zu vermitteln, dass jeder Mensch ein Mensch ist, mit Gefühlen, Bedürfnissen, Wünschen und ein Recht hat, gleichbehandelt und betrachtet zu werden. Mitte Februar kamen Rainer Engelmann, er ist blind, Dirk Schulze und Lars Engelmann, beide nach einem Unfall im Rollstuhl, in die Rückersdorfer Grundschule, eine von mehreren Schulen, die an dem Projekt „Toleranz durch Dialog“ seit vielen Jahren teilnehmen. Ute Günther, Grundschullehrerin in Rückersdorf, ist eine der treibenden Kräfte hinter diesem einmaligen Projekt. Konzipiert für die Klassenstufen 5 und 6 sah der Schulalltag an diesem Projekttag einmal ganz anders aus. In Gesprächskreisen, vor allem aber im Ausprobieren, kamen die Schülerinnen und Schüler der Problematik nahe, wie es ist, wenn ein Sinn oder eine Fähigkeit zur Mobilität fehlt, wie man sich dann im Alltag bewegt oder orientiert, ganz schnell nahe. Wie lesen Blinde oder wie hoch können 10 Zentimeter sein, wenn ich selbst im Rollstuhl sitze? Das waren Barrieren, welche zu bewältigen waren.

Die Kinder waren sehr offen, sehr frei in ihren Gedanken, sehr aufmerksam und sehr interessiert und voller Fragen. Alle Fragen wurden beantwortet, aber noch interessanter war zu erkennen, dass Kinder noch sehr offen, frei und unbefangen mit Menschen umgehen, die eine „Behinderung“ haben oder zu ihnen eine ehrliche Beziehung aufbauen können, wie es nicht immer alltäglich ist.

An diesem Projekttag zeigt sich wieder einmal, wie viel wir von unseren Kindern lernen können und so hat sich der Grundgedanke dieses Projekts bestätigt und wird hoffentlich in den kommenden Jahren seine Fortsetzung finden.

Verfasser:
Herr Pötzsch, Lehrer